Die Grundlage für die Tiroler Wehrverfassung und das Schützentum ist das Lindlibell von 1511, das Kaiser Maximilian gewährte.

Dem Schützenwesen von heute obliegt zwar nicht mehr die unmittelbare Verteidigung der Heimat mit Waffengewalt; die ideellen Grundsätze sind aber dieselben geblieben:

 

Übernommene Werte beachten und schützen,

das Erbe der Väter und die Treue zu Gott und

der Heimat Tirol hochhalten.

 

Die Schützenkompanie Stans feiert ihr 200-jähriges Bestandsjubiläum. Sie ist in dieser Zeit zu einem unverzichtbaren Teil des Gemeindelebens geworden.

 

Die Französische Revolution und ihr General und spätere Kaiser Napoleon Bonaparte veränderten am Ende des 18. Jahrhunderts Europa.

1796 bedrohten die Franzosen zum ersten Mal das Land vom Süden her. Das völlige Versagen der österreichischen Armee gegen Napoleon gab den Tirolern wie schon 1703 das Gefühl, aus eigener Kraft sich dem Feind entgegen zu stellen.

Bei den 1796, 1797 und 1799 Schützenauszügen der Schwazer Scharfschützenkompanie bzw. Landesmilizkompanien sind nachgewiesen Stanser Schützen zur Landesverteidigung ausgerückt, darunter der Bauer Anton Obrist.

Anton Obrist verfasste im Jahre 1798 eine Mitgliederliste der Schützenkompanie Stans, der damals 42 Mann angehörten.

Das Original dieser für die Geschichte der Schützenkompanie wichtigen Urkunde befindet sich noch heute im Besitz des Stögerhofes.

 

 

Anton Obrist, der berühmte Ahne dieses Gutes war Bauer, daneben aber auch „Gerichtsverpflichter“ und „Gemeindevorsteher“.

Auch in der Tiroler Volkserhebung von 1809 war Anton Obrist als beherzter Freiheitskämpfer fast pausenlos im Fronteinsatz.

Nach der Niederlage der Tiroler und der Besetzung des Landes durch bayrische Truppen gab es für Obrist jedoch keine sofortige Heimkehr. Er hielt sich viele Monate in den Bergen versteckt.

Von Obrist abgefasste Aufzeichnungen aus dem Jahre 1816 beweisen jedoch, dass er die Wiedervereinigung Tirols mit Österreich in vorderster Reihe miterlebte und am 30.Mai an der Huldigung seiner Kaiserlichen Majestät, Franz I., in Innsbruck teilnahm.

 

Anton Obrist, Porträt von Johann Arnold (1834)

Wörtlich berichtet er darüber: „Ich bin mit den Stanern im Gewöhr gestanden und hab ihm (dem Kaiser), als er vor der Pfarrkirche herabgegangen, meinen Büschl (Nelken und Rosmarin) zu Füßen gelögt. Er ist mit Bedenken darüber gegangen, sodann hab ich den Büschl wieder auf meinen Hut gestöckt und als Gedenken nach Haus getragen“

 

Obrist starb am 16. Oktober 1834. Das Portrait des Patrioten, gemalt vom Stanser Künstler Johann Arnold, einem Bruder des bekannten Josef Arnold, hängt heute in der Heldengalerie auf dem Bergisel.

 

Kehren wir zurück zum Jahre 1809.

 

Müllermeister Jakob Stubler, Oberjäger Franz Rauch und weitere Schützen aus Stans und Tratzberg zogen mit der 2 Gerichts – Schützenkompanie Schwaz im Mai 1809 nach Walchsee und machten die Gefechte bei Kufstein und Wörgl mit. Demnach waren Stanser Schützen im Kriegsjahr 1809 an zahlreichen Gefechten und Schlachten beteiligt. Im August 1838 adjustierte der Gerichtsbezirk Schwaz für das in der Landeshauptstadt abgehaltene Huldigungsfest Kaiser Ferdinands I. eine starke Schützenabordnung, der auch Schützen aus Stans angehörten, unter ihnen der gräfliche Wirtspächter Johan Oberladstätter als Schützenleutnant. Im Revolutionsjahr 1848 zogen 23 Stanser, die in drei Kompanien aufgeteilt waren, nach „Welschtirol“:

Andrä und Anton Waldvogel zählten zur ersten im Inntal gebildeten, in Hall stationierten Kompanie unter Hauptmann Zöttl, die schon in der ersten Aprilhälfte 1848 über den Brenner zog. Alois Plattner, Michael Kellerer und Joachim Leutgeb standen in den Reihen der Rottenburger (Jenbacher) Kompanie unter Hauptmann Bacher, der im Zivilberuf Verwalter des Jenbacher Schmelzwerks war. Diese Kompanie zog am 25.April in Stans durch. Bis Anfang Mai war auch die dritte, die Schwazer Kompanie unter Hauptmann Josef Aufinger aufgestellt und einsatzbereit. Mit ihr gingen 18 Stanser Schützen nach „Welschtirol“.

Eine wesentliche Quelle zur weiteren Entwicklung der Schützenkompanie ist das in ihrem Besitz befindliche „Schützen-Protokoll“ aus dem Jahre 1862, in dem auch die Statuten /nach denen – in ergänzter und zeitgemäßer Fassung – die Kompanie heute noch geführt wird) niedergeschrieben sind. Aus ihm ist ersichtlich, dass die Kompanie im Jahre 1834 eine Stärke von 21 Schützen aufwies. Außerdem erfolgte damals die Umwandlung der Schützenkompanie von einer Schutztruppe in eine Ehrenkompanie, als welche sie heute noch besteht. Die Kompaniestärke im Jahre 1862 betrug bereits 49 Mann.

Was die Stanser Schützen von den anderen Kompanien Nordtirols unterscheidet, ist ihre Bewaffnung. Sie bilden die einzige Kompanie des Landes, die noch vollständige mit alten „Vorderladern“ (sogenannten „Lorenzgewehren“) ausrückt und schießt. Daher ist es kein Geheimnis, dass es die Salven der Stanser Schützen – was die Lautstärke anbelangt – jederzeit mit dem Krachen von Böllern aufnehmen können. Allein die Zeremonie des Ladens ist ein Schauspiel für sich:

 

Der Schütze füllt zuerst etwa vier Gramm Schwarzpulver in die überdimensionalen Läufe, stopft dann Papier nach und stampft die hochbrisante Ladung mit dem Ladestock fest.Nach dem Aufsetzen der Zündkapsel und dem Spannen des Hahnes sind die Gewehre schießbereit.Die Gewehre stammen teilweise aus Beständen des österreichischen Kaiserheeres, das mit diesen, schon damals veralteten Ungetümen 1866 bei Königgrätz von den Preußen geschlagen wurde. Als Fritz Gürtler die Kompanie 1951 übernahm, waren noch 17 dieser Gewehre vorhanden. Durch Ankauf aus Beständen von umliegenden Kompanien (die froh waren, für den alten „Plunder“ – noch ein paar Schillinge zu bekommen) ergab sich der heutige Bestand von 36 Gewehren.

 

Von 1900 bis 1904 führte der Marschallpächter Josef Kirchmaier als Schützenhauptman die Kompanie. 1904 kaufte Leonhard Klinger aus Terfens das Gasthaus „Neuwirt“ (bereits abgerissen, westl. der Laurentiuskirche) und wurde Nachfolger Kirchmaiers als Schützenkommandant.

Aus den Erträgen eines 1905 abgehaltetenen Glückstopfes konnte eine neue Tracht angeschafft werden, in der sich die Schützen im Jahre 1909 bei der Jahrhundertfeier des Tiroler Freiheitskampfes stolz präsentieren konnten. Im Herbst 1909 verkaufte Leonhard Klingler den „Neuwirt“ an Josef Hell, der Klingler wenig später auch in der Funktion als Schützenhauptmann ablöste.

 

Einweihung des Kriegerdenkmales 1921
Erzherzog Eugen vor der Ehrenformation der Schützenkompanie Stans in Innsbruck 1935

 

Von 1914 bis 1918 gab es keine Schützen;

 

Fast alle Mitglieder mussten in den Krieg. Aber schon 1919 warb Peter Hörhager für die Reaktivierung der Schützenkompanie und zu den Fronleichnam des ersten Nachkriegsjahres rückte wieder eine Einheit aus. Hauptmann war Josef Hell, Oberleutnant Alois Lindner, Leutnant Peter Hörhager und Fähnrich Alois Ortner.

 

Peter Hoerhager

 

Leider fehlte für die Zeit bis 1952 jegliche Aufzeichnung, sodass hier nur wiedergegeben werden kann, was die mündliche Überleiferung zu berichten weiß. Nachfolger von Hell war bis 1939 Georg Meixner (Bauerler). Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte von 1946 bis 1951 Norbert Bogner (Wenger) als Schützenhauptmann. Nur neun Mann zählte die Kompanie, als sie zum ersten Mal nach dem Krieg ausrückte. 1949 waren es bereits 17 Schützen, die mit Erlaubnis der französischen Besatzungstruppen bei der Fronleichnamsprozession mitmarschierten.

 

1951 übernahm Fritz Gürtler die Führung der Kompanie. Nun setzte eine stete Aufwärtsentwicklung ein. Was die Schützenkompanie heute ist, verdankt sie dem Organisationstalent „Gratzen Fritz). Dank seiner Initiativen organisierte er in den Jahren 1961, 1966, 1974 und 1988 das Bataillonsschützenfest in landesweit beachteter Einsatzfreude und mit größtem Erfolg. Fritz Gürtler; Hauptmann von 1951-1989. Das Land Tirol ehrte ihn mit der Goldenen Verdienstmedaille, Die Gemeinde Stansmit dem Ehrezeichen. Er starb am 12.April 1992.

 

Fritz Guertler; Hauptmann von 1951-1989
Fronleichnamprozession 1958
Einweihung des Gemeindehauses in Stans 1960

 

Im Spätsommer 1963 eröffnete Max Furtner, langjähriger und verdienstvoller Schriftführer der Schützenkompanie Stans, seinem Nachbarn Josef Reiter, dem damaligen Bürgermeister Josef Delmonego und dessen Stellvertreter Ludwig Plattner seinen Plan, auf dem Stanser Joch mit den heimgekehrten Soldaten als Dank für gute Heimkehr an Gipfelkreuz errichten zu wollen. Ludwig Plattner zeichnete den Plan. Die Einzelteile durften nicht länger als eineinhalb Meter sein, weil der Transport mit den Tragtieren der Pionierkompanie Schwaz durchgeführt werden sollte.

 

Einweihung des Gipfelkreuzes 1964

 

Zum Ankauf des notwendigen Flach- und Winkeleisens wurde ein Schützenball veranstaltet, und mit Sach- und Geldspenden verschiedener Privatpersonen und Firmen konnte das Werk realisiert werden. Im Mai 1964 begann man mit dem beschwerlichen Transport auf das Joch; am 13. Juni 1964 wurde das Kreuz aufgestellt und am 21. Juni bei strömenden Regen durch den Militärkuraten P. Paul Gutmann eingeweiht. 1969 erhielt die Kompanie eine neue Fahne, die der alten Traditionsfahne mit dem Motiv der Kämpfe bei Custozza 1866 getreu nachgebildet ist.

 

Traditionsfahne

 

Als Fahnenpatin fungierte Frau Zenzi Ortner, die Gattin des damaligen Direktors der Leonischen Fabrik. Die ehemalige alte brüchige Schützenfahne, die nicht mehr eingesetzt werden konnte, wurde 1988 restauriert. Die Einweihung dieser zweiten Schützenfahne erfolgte am 30.Juli 1989. Als Fahnenpatin fungierte in dankbarer Weise Frau Heidi Darbo. Am 24.September 1978 erfolgte die Einweihung des Mehrzweckhauses, in dem auch das neue Schützenheim mit Schießstand untergebracht ist. In der traditionell am Ostermontag – es war der 27.März 1989 – abgehaltenen Jahreshauptversammlung legte Schützenmajor Fritz Gürtler, nach 38-jähriger Tätigkeit, mittlerweile zum Dienstältesten Schützenhauptmann Tirols geworden, seien Funktion zurück. Zum Nachfolger wurde einstimmig Fritz Gürtler gewählt – der Sohn des zum Ehrenhauptmann ernannten „Gratzen Fritz“. Dankbar erwähnt sei schließlich Max Furtner, der durch 35 Jahre das Amt des Schriftführers gewissenhaft und mustergültig ausübte, ehe er es 1989 zurücklegte.

 

Chronist: Alfred Hornsteiner

Bild und Archiv: Alfred Läugner, Gemeinde Stans